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Verfasst am 07.05.2020 um 16:45 Uhr

Gartenteiche – ein Eldorado für Amphibien   

Kröten, Frösche, Molche und Unken in Berliner Kleingärten 

Teichfrosch

Die ersten warmen Tage des Jahres sind da, der Pflanzplan für die neue Saison ist fertig und die Beete sind vorbereitet: Der Garten steht in den Startlöchern für die neue Saison! Doch während Tomate, Gurke, Paprika und Co. noch bis nach den Eisheiligen auf der Fensterbank ausharren müssen, haben sich unsere amphibischen Mitbewohner schon längst aus der Kältestarre gelöst und dem Winter Ade gesagt.


Teichmolche, Erdkröten und Grasfrösche sind die ersten Amphibien, die es aus ihren Winterquartieren zu den Laichgewässern zieht. Bereits Anfang März, wenn es ein paar aufeinanderfolgende Nächte lang keine Bodenfröste gibt, kann man die Tiere beobachten. Mitte März folgen dann die Knoblauchkröten und Moorfrösche. Spätestens im April sind schließlich auch die Nachzügler wie Kammmolche, Rotbauchunken und Wasserfrösche in den Kleingewässern Berlins angekommen.

Verwandlungskünstler zu Wasser und zu Land

Bei genauem Hinsehen und mit etwas Geduld kann man hier die faszinierende Entwicklung der Lurche erleben. Zunächst legen die Weibchen die Eier in gallertartigen Hüllen, dem sogenannten Laich, ab. Die Eier werden direkt nach ihrer Ablage durch die Männchen besamt. Je nach Art kann man im Frühjahr kompakte Laichballen oder filigrane Laichschnüre finden, welche die Ufervegetation wie Perlenketten durchziehen. Aus den Eiern schlüpfen nach wenigen Tagen die Larven (Kaulquappen), die sich in ihrer Gestalt von den ausgewachsenen Fröschen, Kröten und Molchen noch stark unterscheiden. Die Kaulquappen verfügen über einen breiten Schwanz, mit dem sie sich geschickt im Wasser fortbewegen können. Je nach Art entwickeln sie entweder zuerst Vorder- oder Hinterbeine. Der wohl spannendste Unterschied: Sie atmen noch über Kiemen anstelle einer Lunge. Erst mit Abschluss ihrer Entwicklung von der Kaulquappe zum Jungtier verlassen sie das Wasser und beginnen einen neuen Lebensabschnitt an Land.

Teichmolch

Kein leichtes Leben in der Großstadt

Mit ihrer außergewöhnlichen Lebensweise haben es die Amphibien unter uns Menschen allerdings nicht immer leicht. Denn zum Überleben brauchen sie nicht nur ein geeignetes Kleingewässer für ihren Nachwuchs, sondern auch naturnahe Lebensräume an Land – und eine Möglichkeit, während ihrer Wanderzeiten gefahrlos von einem ins andere Habitat zu gelangen. Gerade in einer großen Stadt wie Berlin gestaltet sich ein Zusammenspiel aus all diesen Faktoren oftmals schwierig.


Durch den Klimawandel fallen mehr und mehr kleine Gewässer trocken, das hohe Verkehrsaufkommen birgt tödliche Gefahren für wandernde Tiere, und naturnahe Lebensräume werden durch Bebauung immer weiter zurückgedrängt. Hinzu kommt das gut gemeinte Aussetzen von Goldfischen und Schmuckschildkröten, deren Leibspeise leider der Laich vieler Frösche, Molche, Unken und Kröten ist. Es ist somit nicht verwunderlich, dass die Bestände vieler Amphibienarten (nicht nur!) in Berlin seit Jahren sinken. Viele Arten unterliegen daher einem strengen gesetzlichen – sogar europarechtlichen – Schutzstatus.


So wird Ihr Garten amphibienfreundlich

Die gute Nachricht: Wer den Tieren helfen möchte, kann auch bei kleiner Fläche in seinem eigenen Garten eine Menge bewirken. Wichtig ist, dass die Amphibien genügend Rückzugsräume vorfinden, etwa Reisig- und Laubhaufen oder einfach eine verwilderte Ecke. Hier können sie sich nicht nur vor ihren Fraßfeinden wie Graureiher und Waschbär verstecken, sondern finden auch Schutz vor Hitze. Denn die Haut der meisten Amphibienarten ist sehr empfindlich und muss stets feucht gehalten werden.


Verzichten Sie deshalb auch auf chemische Gifte wie Insekten- und Schneckenvernichtungsmittel. Sie stellen für die Tiere aufgrund ihrer durchlässigen Haut eine lebensgefährliche Bedrohung dar.


Falls Sie einen Gartenteich besitzen oder planen, sind dort sonnenbeschienene, flache Uferzonen mit Wasserpflanzen empfehlenswert. Sie zählen zu den beliebtesten Orten für die Eiablage und bieten genügend Rückzugsräume für die Larven. Ebenerdige Becken mit senkrechten Wänden hingegen können die Amphibien aus eigener Kraft zumeist nicht wieder verlassen. Das gilt auch für Schächte, Röhren und Abflüsse. Das Abdecken mit einem engmaschigen Netz oder das Anbringen einer geeigneten Ausstiegshilfe – es genügt bereits ein Brett oder Ast – können hier lebensrettende Maßnahmen sein.


Erdkröte

Amphibien finden und mithelfen!

Haben Sie Amphibien in Ihrem Garten gefunden? Dann melden Sie Ihre Beobachtungen der Stiftung Naturschutz Berlin. Am einfachsten geht das über den Artenfinder (www.artenfinderberlin.de).


Nehmen Sie dazu ein Foto oder den Ruf der gefundenen Amphibien sowie ein Foto des Lebensraumes (Teich oder Gartenversteck) auf und laden Sie diese zusammen mit der Angabe der Art, des Fundortes und -datums hoch. Auf diese Weise helfen Sie, wichtige Informationen zur aktuellen Verbreitung dieser immer seltener werdenden Tiere zusammenzuführen. Sie können die Stiftung auch telefonisch unter der Telefonnummer 030/263 94-0 oder per E-Mail an amphibien@stiftung- naturschutz.de informieren. Postalisch erreichen Sie sie unter der Anschrift Stiftung Naturschutz Berlin, Potsdamer Straße 68, 10785 Berlin.


Textbeitrag von Tjorven Tenambergen

Stadtnatur-Rangerin bei der Stiftung Naturschutz Berlin, www.stiftung-naturschutz.de



Dieser Beitrag ist in der Mai-Ausgabe 2020 der Verbandszeitschrift "Berliner Gartenfreund", Seite 5/22, erschienen und mit freundlicher Genehmigung der Stiftung Naturschutz Berlin auch hier.